Sehen mit der Zunge
Stand 2014, erstellt am 06.01.2018
Mit dem BrainPort Vision V100 sollen blinde Menschen wieder Gegenstände oder Texte über die Zunge erkennen können.
Was auf den ersten Blick wie ein Schreibfehler aussieht ist inzwischen Wirklichkeit geworden. Wenn auch nicht wirklich von Sehen die Rede sein kann, können jedoch durch elektrische Impulse blinde Menschen mit diesem Gerät ihre Umwelt auf eine völlig neue Weise wahrnehmen.
Das Gerät heißt BrainPort Vision V100 und wurde von der Firma Wicab in den USA entwickelt.
Woraus besteht der BrainPort Vision und wie funktioniert er?
Das System besteht aus einer Sonnenbrille, auf der in der Mitte eine kleine Kamera befestigt ist. Dort werden die Bilder in ein digitales Signal umgewandelt und über ein Kabel, das am Brillenbügel herauskommt, an einen Minicomputer weitergeleitet. Hier können verschiedene Einstellungen vorgenommen werden, wie zum Beispiel der Zoom oder die Helligkeit. Danach wird das digitale Signal in Strom umgewandelt und über ein Kabel an ein Zungendisplay weitergeleitet. Das Zungendisplay ist ein flaches, rechteckiges Plättchen, das eine Kantenlänge von circa 3 mal 3 cm hat. Auf seiner Unterseite befinden sich 400 winzige Elektroden, die von dem Minicomputer analog zum Bild der Kamera mit Strom versorgt werden. Dieser Chip wird in den Mund genommen, so dass die Elektroden den Strom direkt an die Zunge abgeben können. Da der Speichel den Strom hervorragend leitet, klappt das auch sehr gut.
Um den Umgang mit dem BrainPort Vision zu erlernen, ist eine zehnstündige Schulung mit einem speziell dafür ausgebildeten Mobilitätstrainer erforderlich, die circa 660 Euro kostet.
Der BrainPort Vision V100 erhielt 2013 die CE Zulassung und ist inzwischen für 8 000 Euro erhältlich.
Nähere Informationen finden Sie unter dem folgenden Links:
https://www.wicab.com/brainport-v100
Inzwischen wird an einer Weiterentwicklung des Brain Ports gearbeitet, die BrainPort Vision V200 genannt wird. Bei dieser Weiterentwicklung wird die Kamera nicht nur Informationen an das Zungendisplay senden, sondern auch an ein Handy. Dort werden die Bilder analysiert und identifizierte Objekte über eine Sprachausgabe angesagt. So könnten zum Beispiel Haltestellenschilder oder Ampeln auch dann erkannt werden wenn sie über die Zunge nicht zu spüren sind.