"Enter" drücken, um zum Inhalt weiterzugehen

Gentherapie für LCA

Historischer Moment: Genschere CRISPR bei Augenpatient gestartet

Von Michael Emmerich,
März 2020

Am 4. März gaben die Firmen  Editas und Allergan bekannt, dass sie ihren ersten Patienten in einer klinischen Phase ½ – Studie mit der neuen CRISPR Cas Schere behandelt haben. Diese Studie richtet sich an Patienten mit einer erblich bedingten Augenerkrankung mit dem Namen „Lebersche Congenitale Amaurose Typ 10“, die durch eine bestimmte Mutation im CEP290 Gen verursacht wird. Sie ist die weltweit erste Studie am Menschen mit einem CRISPR-Genom-Editing-Medikament, in der die Genschere direkt im Körper des Patienten  angewendet wird. Dies ist ein historisches Ereignis und birgt möglicherweise ein enormes Potenzial in der Therapieentwicklung. Es handelt sich bei der Studie um eine Dosierungsfindung mit dem Medikament AGN-151587 (EDIT-101), das am Casey Eye Institute der Oregon Health & Science University (OHSU) subretinal zum ersten mal in das Auge verabreicht wird.

________________________________________________________________________________

Gentherapie für LCA -Patienten erhält erste Zulassung

von Michael Emmerich
Februar 2018

Im Dezember 2017 erhielt das Unternehmen Spark Therapeutics aus Philadelphia zum ersten Mal eine Zulassung für die gentherapeutische Behandlung einer seltenen Form der Netzhautdystrophie.

Ein richtungsweisendes Signal für die Therapieentwicklung.

Für Patienten mit Mutationen im RPE65-Gen, die die Augenerkrankung Lebersche Congenitale Amaurose verursachen, steht jetzt in den USA eine Gentherapie zur Verfügung, die seit 10 Jahren in klinischen Studien an Patienten getestet wurde. Damit gehört sie zu den am besten erforschten Gentherapien und bietet eine hohe Sicherheit in der Anwendung.
Mutationen im RPE 65-Gen verursachen in der Regel im frühen Kindesalter Netzhautveränderungen, die bereits früh starke Seheinschränkungen zur Folge haben und oft bis zum 20. Lebensjahr zur Erblindung führen. Ist dieses Gen in seiner Funktion gestört, kann das Sehpigment nicht mehr recycelt werden, wodurch es zu schädlichen Ablagerungen im Bereich der Pigmentepithelschicht kommt. Darüber hinaus ist es auch für die Bildung von 11-cis Retinal verantwortlich, dem lichtempfindlichen Bestandteil des Sehpigments Rhodopsin. Dieses Molekül funktioniert wie ein lichtempfindlicher Schalter. Wird es von einem Photon (Lichtteilchen) getroffen, löst es eine Kaskade an Reaktionen aus, die zu einem elektrischen Impuls führen.
Kann das Rhodopsin nicht mehr gebildet werden, reagiert die Sehzelle nicht mehr auf Licht. Verglichen mit einem Benzinmotor, fehlt dem Motor der Kraftstoff. Da diese Fehlfunktion auf Mutationen in einem gut erforschten Gen beruht und bereits früh ein Tiermodell zur Verfügung stand, ergaben sich sehr gute Voraussetzungen für die Entwicklung einer gentherapeutischen Behandlung. Schon im Jahr 2000 konnte in Hundemodellen gezeigt werden, dass die Genersatztherapie funktioniert und sogar zu einer Sehverbesserung führte. Im Oktober 2007 erfolgte darauf hin die erste klinische Studie an Kindern. Wie sich zeigte, kam es durch die Behandlung wie erwartet bei den meisten Studienteilnehmern zu einer Sehverbesserung, woraufhin weitere klinische Studien folgten. Im Dezember 2017 war es dann so weit. Spark Therapeutics erhielt die Zulassung für die Gentherapie, die unter dem Namen Luxturna vermarktet wird. Wie die Firma bekannt gab, kostet die Behandlung pro Auge 425 000 US Dollar. Patientenvertreter reagierten empört auf die hohen Kosten. Die Versicherung Harvard Pilgrim Health Care mit 2,7 Millionen Versicherten hat jedoch bereits die Kostenübernahme zugesagt.

Wie funktioniert die Gentherapie?

Für die Gentherapie werden adeno assoziierte Vieren für den Gentransport eingesetzt, bei denen zuvor die eigene virale DNA entfernt wird. Dadurch können sie sich nicht mehr in der Zelle vermehren und sind weitestgehend gut verträglich. Anschließend erhalten sie eine gesunde Kopie des RPE65-Gens und werden mit einer Dispension (Flüssigkeit) zwischen Netzhaut und Aderhaut gespritzt. Diese Viren integrieren ihr Erbmaterial nicht im Genom der Wirtszelle, sondern liefern ihre Genfracht außerhalb der DNA im Zellkern ab. Dort liefert das neue Gen einen fehlerfreien Bauplan, der die korrekte Herstellung des 11cis-Retinal wieder ermöglicht.

Quellen:

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/77043/Retinale-Dystrophie-mit-RPE65-Mutation-Gentherapie-verbessert-naechtliche-Orientierung-in-Phase-3-Studie

http://winfuture.de/news,101444.html